Längenänderung für Kurze

Ich habe eben den interessanten Beitrag von Meike zur Längenänderung gelesen. Da hat sie einige wichtige Punkte angesprochen. Dabei hat sie auch recherchiert, welche Körpergröße den Schnitten bei den einzelnen Zeitschriften/Anbietern zu Grunde gelegt werden. Ottobre war ihr nicht ganz klar mit „168 cm plus-minus 4 cm“. Mir aber schon. Die gehen nämlich tatsächlich davon aus, dass die Frauen unterschiedlich groß sind. Im Heft sind ja auch immer sehr unterschiedliche Frauen abgebildet, für die die Kleidung zumindest auch grob gedacht ist.

In meinem Fall heißt das, nach den kleinen Frauen gucken, alles um die 160 cm ist super. Dann passt mir der Schnitt quasi. Ob er mir gefällt ist eine andere Frage. Für mich beginnt daher die Längenänderung schon ganz woanders, noch weit bevor ich mir irgendeinen Schnitt aussuche.

Wohlfühllänge

Genau das ist der Punkt! Was ist denn nun meine Wohlfühllänge? Messen kann man viel. Bei mir sind es in der Höhe halt nur 161 cm. Breitentechnisch trifft es eine 36/38 ganz gut, aber das ist für heute egal. Bleiben wir mal bei der Länge. So eine Wohlfühllänge kann man aber eben nicht messen. Da muss man ein bisschen probieren und auch gucken, was einem selbst gefällt und zum gerade gewählten Schnitt passt. Und da fange ich mit meinen 161 cm auch mal an zu verlängern! Das auch nicht so selten.

Röcke und Kleider sollen für mich knapp über dem Knie enden. Nach Lust und Laune richtig knapp oder eine handbreit darüber. Noch kürzer und ich fühle mich nicht mehr wohl darin, fange an zu zuppeln und trage das Kleidungsstück kaum. Da hätte ich es auch nicht nähen brauchen. In Zahlen sind das bei den Schnittmustern für Röcke Längen zwischen 45 und 55 cm. Damit kann ich gut arbeiten und entscheide über die endgültige Länge nach dem Anprobieren mit gesteckten Saum. Bei Kleidern sind es 85 bis 95 cm. Bei Pullis irgendwas um die 60 bis 65 cm. Für die sommerlichen Shirts kann es ruhig etwas kürzer werden. Das ist quasi beim Nähen und Anpassen mein Ziel. Ich will nicht unbedingt ein Kleid nähen, dass die gleiche Länge wie auf dem Foto in einer Zeitschrift hat und mich dumm und dämlich kürzen.

Schnitt vs. Wohlfühllänge

Jetzt wird es komplizierter. Aber wenn man weiß, wie lang das Kleidungsstück tatsächlich werden muss, damit man sich wohlfühlt, auch nicht wirklich schwer. Wenn mir ein Schnitt gefällt, gucke ich erst mal, wie es am Model aussieht und dann auch gleich wie lang das Teil geplant ist. Bei der Ottobre ist es einfach. Da reichen Foto und die Angabe zur Größe des Models. Das fehlt mir bei anderen Zeitschriften wirklich. Für mich macht es die Auswahl immer sehr einfach, weil ich einfach viel besser Abschätzen kann, wie das das Kleidungsstück an mir aussehen könnte. Hat das Kleid bei einem 160-cm-Model meine Wohlfühllänge, kann ich nach der Passform gucken. Da ist es dann wichtig, dass die Taille an der richtigen Stelle sitzt. Oder zumindest erahne ich, was zu ändern ist.

Bewährte Schnitte nutzen

Immer wieder gibt es Schnitte, die passen einfach. Diese benutze ich dann ganz oft um neue Schnitte zu prüfen. Auflegen und gucken, ob z.B. die Taille des neuen Schnittes an der richtigen Stelle liegt, finde ich angenehmer als messen. Vorallem habe ich dann schon die Stoffeingenschaften drin und den richtigen Kurvenverlauf.

Am wichtigsten ist dieser Test bei mir aber bei den Ärmeln. 3/4-Ärmel sind eine Katastrophe. Entweder reichen sie gerade so über den Ellenbogen oder sind eher 7/8-Ärmel. Diese Länge ist reine Willkür! Oder es gibt sich einfach keiner Mühe. Sonst gehöre ich in dieser Sache zur lieber-zu-lang-Fraktion.

Längenänderungen

Da ich schon die Schnitte so wähle, dass sie von der Länge zu mir passen, habe ich gar nicht so viel zu tun. Ich würde jetzt keinen Schnitt wählen, den ich drastisch kürzen oder verlängern müsste. Da geht mir zu viel von der ursprünglichen Schnittführung verloren. Bei der riesen Auswahl finde ich einen ähnlichen Schnitt auch meist in meiner Länge. Mir fällt es leichter einen Schnitt mit der richtigen Länge zu ändern und daraus etwas neues zu entwerfen, als andersrum.

Bei Röcken mache ich es mir einfach und kürze am Saum indem ich diesen einfach breiter umnähe oder gar keine Saumzugabe hinzufüge. Für Kleider ist das genauso möglich. Da muss ich nur zu erst (!!) nach der Taillenposition schauen und die korrigieren. Je nach Schnitt (oder entsprechender Markierung) mache ich das direkt an der Taille und nehme ein paar cm raus oder unter der Brust. Bei Falten oder Raffungen in Taillenhöhe geht es meist nur darüber. Verlängern erfolgt bisher auch nur an diesen Stellen. Wobei ich bei Verlängerungen am Saum dann immer ein bisschen Weite im Rock/Rockteil raus nehme. Sonst wird mir das zu weit. Sehr einfach und schnell gemacht ist ein Rollsaum statt normalem Saum. Das muss aber zum Kleid passen.

Bei zu viel Stoff zwischen Schultern und Brust habe ich bisher die Schultern ohne NZ zugeschnitten und den Ärmel angepasst. Wenn mal ein Ärmel zu kurz wird behelfe ich mir (wenn möglich) mit Bündchen.

Da ich neue Schnitte immer erst mit alten abgleiche, mache ich die grundlegenden Änderungen direkt am Schnitt. Am Anfang habe ich viel mehr an den genähten Kleidungsstücken geändert und probiert. Da ich die Änderungen aber auf die Schnittteile übtragen habe, kann ich auf einen kleinen aber feinen Stapel optimierter Grundschnitte zugreifen.

Ein Kommentar

  1. Vielen Dank für Deine Überlegungen. Spannend! Ich verlinke deinen Beitrag jetzt nachträglich in meinem Artikel. Viele Grüße
    meike

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